FreiGeist
Freie Bildung und häuslicher Unterricht in Österreich
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Oleum Lini – Ein natürlicher Fußbodenbelag als Druckträger
Die Erfindung des Linoleums Ende des 19. Jahrhunderts war einem Zufall geschuldet. Dass die Leinölmasse auf Jutegewebe in weiterer Folge nicht nur als Bodenbelag reißenden Absatz finden, sondern auch im Kunstsektor Einzug halten sollte, war für den englischen Chemiker Sir Frederick Walton nicht erwartbar. Die konservativen Hochdruckkünstler hielten vorerst am traditionellen Material „Holz“ fest, lobten die Möglichkeiten, dessen Maserung in das Kunstwerk miteinbeziehen zu können und öffneten sich nur zögerlich und mit viel Kritik dem neuen Werkstoff. Vor allem an Schulen aber erfreute sich Linoleum als leicht zu bearbeitender Bilddruckträger im Kunstunterricht wachsender Beliebtheit. Schon als sich unser ältester Sohn Laurin vor einigen Jahren zum ersten Mal dem Linolschnitt widmete,…
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Osterküken
Unser jüngster Spross Merlin (4) läuft in vielen Belangen naturgemäß einfach mit. Er wuselt irgendwo zwischen seinen Geschwistern herum, darf hier mithelfen und da zusehen und scheint damit mehr als zufrieden zu sein. Als Maja (13) und Linus (10) kürzlich wieder einmal mit künstlerischen Dingen beschäftigt waren, überraschte er mich tatsächlich. Denn es genügte ihm erstmals nicht, sich einfach nur die Materialien und Werkzeuge der Geschwister zu angeln, um damit irgendetwas zu kreieren. Ganz im Gegenteil! Es stellte sich schnell heraus, dass sein bittendes „Merlin will auch basteln!“ als Aufforderung an mich gemeint war, mit ihm doch etwas Konkretes entstehen zu lassen. Ich machte ihm ein paar Vorschläge, die sich…
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TIROL – Schloss Ambras
„Die schöne Welserin“ war namensgebend für die Straße, in der sich unser Hotel in Innsbruck befand. Philippine Welser, gebildete Tochter einer reichen Augsburger Patrizierfamilie, hatte unstandesgemäß Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, den Lieblingssohn des Kaisers, geheiratet – ein Fauxpas im 16. Jahrhundert ganz allgemein, umso mehr noch, weil es die engste kaiserliche Familie betraf. „Und schon hat er sie erspähetHinter der Gardinen Flor,Zu dem Fenster, wo sie stehet,Fliegt sein heißer Blick empor;Denn, die keinen Rang erkennet,Liebe reißt ihn zu ihr hin,Und der Sohn des Kaisers brennetFür die schöne Welserin.„Auszug aus „Philippine Welserin“ (Karoline Pichler 1769-1843) Vor dem Hintergrund dieser Liebesgeschichte, um die sich zahlreiche Mythen ranken, ließ Erzherzog Ferdinand die…
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TIROL – Süßer die Glocken nie klingen …
Nach unserer Anreise aus Kärnten und mit gefüllten Bäuchen waren wir pünktlich in der größten Glockengießerei Österreichs, dem Traditionsbetrieb „Grassmayr“, im Innsbrucker Stadtteil „Wilten“ angekommen. Die ersten Glocken des Familienbetriebes wurden in einer Zeit gegossen, in der Handwerksgesellen noch in ihrer typischen Kluft auf die Walz gingen, einer mindestens drei Jahre und einen Tag dauernden Fortbildungsreise, in der die ledigen, kinderlosen und schuldenfreien Gesellen im Umkreis von maximal fünfzig Kilometern zu ihrem Heimatort die Arbeitstechniken und Abläufe ihrer Berufskollegen erlernten. Im Jahr 1599 goss Bartlmä Grassmayr nach achtjähriger „Tippelei“ die erste Glocke für seinen Heimatweiler Habichen und legte damit den Grundstein für das bis heute bestehende Unternehmen. Nach einem kurzen…
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Tee ist flüssige Weisheit
Der mehr oder weniger schneelose Winter neigt sich wohl endgültig seinem Ende zu. Die Kohlmeisen und Hausspatzen hüpfen schon wieder flink über das noch braune Gras und zupfen hie und da mit dem Schnabel einen losen Halm aus der Wiese. Die Schneeglöckchen und Schlüsselblumen stoßen ihre bunten Köpfchen kräftig durch das Laub des vergangenen Herbstes. Und dennoch ist der Himmel regelmäßig wolkenbedeckt, sodass die Farben in der Natur noch gedeckt wirken. Ungebrochen hoch ist die tägliche Lust auf eine warme Wolldecke sowie heißen Tee. Mit erfrischend blauen Pinselstrichen durchbrach Maja (13) die trübe Übergangszeit, hielt aber mit den darauf folgenden braunen Farbtönen sowie der Gestaltung einer zarten Blumentapete doch wieder…
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Die Zirkellehre der Zirkelbeere
Linus (10) liebt Mathematik. Dabei zieht er die Geometrie der Arithmetik vor, vernachlässigt hie und da aber (absolut altersentsprechend) die Genauigkeit. Da verrückt dann schon einmal das Geodreieck oder wird eine Strecke nicht ganz so genau abgemessen wie eigentlich gefordert. Dass solche scheinbar vernachlässigbaren Schlampereien Auswirkungen auf mathematische Regelmäßigkeiten haben, die man nach meinem Dafürhalten durchaus mit Schönheit und Eleganz gleichsetzen kann, ist Kindern in der Theorie naturgemäß schwer begreiflich zu machen. In der Praxis eignen sich Zirkelmandalas wunderbar für das Sichtbarmachen von vermeintlich kleinen Ungenauigkeiten in der Konstruktion. Weil unser Junge überhaupt keine Erfahrung mit diesem Zeichengerät hatte, besprachen wir kurz einige grundlegende Dinge und klärten Begriffe wie „Radius“,…
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Toskana-Lapbook
Lapbooks sind für unsere Kinder ungebrochen eine großartige Möglichkeit, Erlebtes und Gelerntes auf ansprechende Art und Weise zu präsentieren. In der Volksschule bereite ich noch die meisten Bestandteile vor, sodass die Kinder – ihren Talenten entsprechend – diese vor allem ausschneiden, zusammenbasteln, bemalen und beschriften können. Je älter die Kinder dann werden, umso selbständiger sind sie in der Bearbeitung, sodass ich mit Maja (13) beispielsweise nur noch die Ergebnisse ihrer Recherchearbeit kritisch diskutiere oder hie und da helfe, ein wenig übergeordnete Struktur in ihre Arbeit zu bringen. Bei Linus‘ Toskana-Lapbook entschied natürlich sein individuelles Erleben unserer Reise weitestgehend über die Inhalte. Zuallererst packten wir gemeinsam einen Koffer. Dabei wählte er…
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Gebrannter Staub
Mit Ton zu arbeiten bedeutet allem voran, in die Fußstapfen unserer Urururahnen zu treten. Seit tausenden Jahren stellen Menschen überall auf der Erde Alltags- und Gebrauchsgegenstände, Schmuck und Dekoration aus diesem zu Staub verwitterten Gestein her. Die besondere Haptik des Rohstoffs macht Ton zu einem wahren Magneten für Jung und Alt. Kühl, glatt und geschmeidig fühlt er sich an. Wunderbar leicht lässt er sich formen, glätten, schneiden und bedrucken. Die zweite Jännerhälfte war der Töpferei gewidmet. Bereits im Herbst hatten wir mit Petra Fiedler von der Töpferwerkstatt „Albus“ in Wernberg Vorgespräche geführt und schlussendlich mehrere Workshops für frei(er) sich bildende Kinder in Kärnten geplant und organisiert und nun – nach…
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Löwenpost
Linus wurde vor wenigen Tagen tatsächlich unglaubliche zehn Jahre alt. Der erste zweistellige Geburtstag im Leben ist schon etwas ganz Besonderes. Und wenngleich auch beim Ü16-Teenager des Hauses der Wunsch nach einer organisierten Feier mehr und mehr in den Hintergrund tritt (Red Bull, Pizzaservice, Musik, Freunde zum Quatschen und Chillen und eine stabile Internetverbindung sind seiner Aussage nach mehr als ausreichend), lieben die jüngeren Geschwister ungebrochen ihre jeweilige Mottoparty. Dieses Mal – so der Wunsch des Geburtstagskindes – sollte es eine Löwenparty werden. Die Tage nach dem Jahreswechsel verbrachten wir also schnatternd und kritzelnd mit der Planung seiner Feier. Fest stand, dass er sich selbst um die kreative Gestaltung („Aber…
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Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Maja (13) liebt es zu malen. Am allerliebsten packt sie seit Monaten ihre Aquarellfarben aus und lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Hie und da versuche ich sie zu ermuntern, auch einmal andere Techniken anzuwenden und auszuprobieren. Der Dezember stand daher ganz im Zeichen der „Rastermalerei“ und der „Perspektive“. Ich verrate offen und ehrlich gleich vorneweg, dass beides Frust und Lust verursachte, ersteres aber immer wieder durchaus Oberhand gewann. Über das „Rasterbild“ werde ich in einem eigenen Beitrag berichten. Heute soll es um die ersten Versuche unserer Tochter gehen, Perspektiven nicht nur nach dem Prinzip „Daumen mal Pi“ zu berücksichtigen, sondern zu wissen, was man tut. Nun kommt aber bei heranwachsenden…