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Liebe geht durch den Magen – Prosit 2024!
Üblicherweise feiern wir Weihnachten als Familie im wirklich engsten Kreis, Silvester aber vorzugsweise unterhaltsam, laut und lustig mit Freunden. Dieses Jahr gesellten sich leider Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen und Co. schon Anfang Dezember abwechselnd zu Mann und Kindern und hatten auch nicht den Plan, das Haus vor dem Jahreswechsel wieder zu verlassen. „Liebling, ich habe die Party geschrumpft“, war also die Devise, was nicht bedeuten musste, auf jeglichen festlichen Rahmen zu verzichten. Immerhin war niemand mehr wirklich ans Bett gefesselt. Der steigende Verbrauch an Taschentüchern (gegen rinnende Nasen), Zitronen-Kräuterzuckerln (gegen trockenen Husten), Ringelblumensalbe (gegen rissige Lippen) und Thymian-Myrte-Balsam (gegen Schluckbeschwerden) verhielt sich allerdings bei den Halbkranken indirekt proportional zur Besuchsbegeisterung. Wir…
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Raffinierte Masche (Vol. 3) – Rote Früchte
Unsere Kinder lieben Beeren über alles. Nun gut, unser Erstgeborener mag in Wahrheit nur Himbeeren und auch die ausschließlich in zweierlei Form, nämlich passiert als Gelee auf Mohn-Topfen-Torten oder wahlweise als Füllung in Kartoffelknödeln. Die jüngeren Kinder aber schlemmen tatsächlich alle Beerenfrüchte, die sie nur in die Hände kriegen können, am allerliebsten frisch geerntet. In unserem wilden Naturgarten ist das Angebot reichhaltig. Unsere lieben Kleinen müssen nur schnell genug mit der Ernte von Himbeeren, Ribiseln, Erdbeeren, Kirschen, Schwarzbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren und Preiselbeeren sein, denn unsere unzähligen tierischen Gartenmitbewohner schnabulieren die Vitaminbomben ebenso gerne. Die gehäkelten Himbeeren für die Puppenküche waren schon im vergangenen Sommer entstanden. Beim Betrachten des Bildes erinnere…
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Von Wackeltürmen und Rechensternen
Sich das grundlegende mathematische Verständnis für das kleine Einmaleins spielerisch anzueignen, machte eigentlich allen unseren Kindern viel Spaß. Ob es für den Alltag europäischer Bürger zwingend erforderlich ist, die Aufgaben auch zu automatisieren und entsprechend schnell abrufen zu können, darf diskutiert werden. Allemal ist das rasche Lösen von Einmaleinsaufgaben für die meisten erwachsenen Zeitgenossen in Europa zumindest praktikabel, gewiss aber nicht essentiell. Man bedenke, dass beispielsweise die Warlpiri (ein Volk der australischen Aborigines) keine Zahlwörter außer „eins“, „zwei“, „wenige“ und „viele“ kennen und dennoch einfache Rechenaufgaben schätzend lösen können, ohne es gelernt zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2007 kam vor diesem Hintergrund zum Schluss, dass Menschen über ein…
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Raffinierte Masche (Vol. 2) – Andenbeeren
„Topotopo“, „Uchuba“, „Motojobobo“ oder „Uvilla“ – die Namen der Andenbeere auf ihrem Heimatkontinent Südamerika sind vielfältig und klingen so exotisch wie die Frucht selbst schmeckt. Ich erinnere mich an unsere schlussendlich über drei Meter hohe Pflanze, die wir vor zwanzig Jahren im Schrebergarten meines Schwiegerpapas direkt an der Gartenhüttenwand gesetzt hatten. Die im Holz gespeicherte und widerstrahlende Wärme verlieh dem Nachtschattengewächs wahrlich Flügel. Der Geschmack der Früchte war mit jenem gekaufter Andenbeeren nicht zu vergleichen. Unsere Kinder (männliche Teenager mit Obstphobie ausgeschlossen) lieben Andenbeeren, also lag es nahe, dass im Rahmen meines Puppenküchen-Projekts für unser jüngstes Familienmitglied Merlin (4) auch eine Häkelvariante der „Goldbeeren“ entstehen sollte. Natürlich benötigte auch die…
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Raffinierte Masche (Vol. 1) – Orangen
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund existieren in meinem Kopf mehr Projekte, als ich jemals in einem Leben umsetzen kann. Nicht selten verhindert mein Alltag die Realisierung einer schönen Idee, doch habe ich gelernt, damit halbwegs entspannt umzugehen. Auch meine Tage haben nur 24 Stunden, und – egal welche biologisch einwandfreien, selbst angebauten „Düngemittel“ ich esse – es wollen mir partout keine zusätzlichen Hände wachsen. Neues Obst und Gemüse für die Puppenküche wollte ich – dieses Mal gehäkelt – eigentlich schon vor Merlins viertem Geburtstag in Angriff nehmen. Die Ausstattung, die ich vor mehr als einer Dekade aus Filz genäht hatte, ist schon längst in die Jahre gekommen. Viele kleine Köche hatten…
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Die Eisläuferin
Es soll sie geben: Kärntner, die nicht Schifahren können. Ich zähle dazu und mache auch keinen Hehl daraus. Warum das so ist, lässt sich einfach erklären: Meine Eltern hatten in meiner Kindheit schlicht kein Geld für eine entsprechende Ausrüstung. Ich vermisste das Schifahren nicht. Mit einem Plastiksackerl unter dem Hinterteil jagten wir in „wahnsinniger Geschwindigkeit“ die Hügel der Umgebung hinunter. Und anschnallbare Doppelkufen waren für meine blutjungen und frisch nach Klagenfurt gezogenen Eltern nicht nur leist-, sondern dazu auch noch mehrere Jahre hindurch verwendbar. Der Wörther See war vor der Jahrtausendwende noch regelmäßig vollständig zugefroren (zuletzt war das im Jahr 2006 der Fall) und wir lebten nicht weit vom See…
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Erst Einmaleins, dann Viermalvier, dann steht das Christkind vor der Tür.
Mathematik ist überall. Dies unseren Kindern mitzugeben und ihren Fokus dahingehend zu schärfen, macht uns viel mehr Spaß als sie stupide vor den Schulbüchern abzusetzen, immer wieder rote und blaue Plättchen legen oder Malreihen ohne das zugrundliegende Operationsverständnis auswendig lernen zu lassen. Als ich kürzlich mit unseren beiden jüngsten Kindern durch die weihnachtlich geschmückte Villacher Altstadt spazierte, begaben wir uns ganz bewusst auf die Suche nach Malaufgaben. Schon die Absperrpfosten hielten eine passende Rechnung bereit. Den städtischen Eislaufplatz vor dem Rathaus hinter uns lassend, entdeckten wir eine Adventhütte, in der Weihrauch und Myrrhe feilgeboten wurden. „Schau mal, Linus! Da ist eine Malaufgabe versteckt, siehst du?“ „Mama! Komm‘ eine Hütte weiter!…
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Das … ist … das … Haus … vom … Ni- … -ko- … -laus.
Wer kennt nicht die zahlreichen Legenden, die sich um den Heiligen Nikolaus von Myra ranken? Güte, Barmherzigkeit, Großmut, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe prägen bis zum heutigen Tag das Bild des altehrwürdigen Bischofs. Und egal, welche Tradition in den einzelnen Familien gelebt wird – vom blitzblank geputzten Stiefel vor der Türe über den Hausbesuch des bärtigen Nikolaus samt Krampus bis hin zum reich gefüllten Nikolaussackerl am Kopfkissen eines sauber bezogenen Bettes -, eines haben alle Bräuche gemein: Den Kindern werden Nüsse und Mandarinen (und heutzutage meistens auch ein Nikolaus aus Schokolade) geschenkt. Als ich gestern beim Einkaufen von einem Mann mit Bart und einem kleinen Jungen an der Hand angesprochen und um…
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KÄRNTEN – Katschberger Adventweg
Wer die Vorweihnachtszeit gerne besinnlich und ohne Hektik, aber dennoch in Gesellschaft verbringen möchte, hat es ganz schön schwer. Die kommerzielle Vermarktung des schönsten Festes im Jahr hat das Erscheinungsbild vieler Kärntner Städte und Dörfer nach wie vor fest im Griff. Übergroße Weihnachtsmannpullis aus 100 % Polyester, Bratwurst-Christbaumkugeln und Rentier-Pups-Marshmallows sind auch hierzulande nichts Ungewöhnliches – je urbaner das Umfeld, umso größer das Angebot an derlei Kitsch. Überteuerte Weihnachts-Zimt-Zuckerwatte in Regenbogenfarben und wenig aromatischer, mit zu viel Zitronensäure versetzter Punsch aus dem Tetrapack runden das Drama und füllen den Besucher erfolgreich ab. Aber: Menschen sind ja lernfähig. Und so nehmen wir wohlwollend wahr, dass seit einigen Jahren eine Rückbesinnung auf…
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Zeitung trifft Pop-Art
Durch Majas Beschäftigung mit dem Thema „Journalistische Textsorten“ https://belinda.amplatz.today/freigeist/qualitaetsjournalismus/ wurden wir zu Besitzern eines recht beachtlichen Altpapierstapels. Die Aussicht auf kreative Verwertung von „Müll“ jeglicher Art löst bei unserer Tochter in aller Regel Begeisterungsstürme aus. Diese Mal sollte es ein Pop-Art-Projekt werden. Dass wir uns im Vorfeld ein wenig mit der Theorie beschäftigen, hat schon Tradition. Also betrachteten wir vor allem die Werke der wohl berühmtesten Pop-Art-Künstler Andy Warhol und Roy Lichtenstein und setzten sie in den gesellschaftlich-politischen Kontext der 60er Jahre, in dem deren bekannteste Werke entstanden waren. Maja wählte für ihr Bild eine passende Vorlage und überlegte gründlich, welche Farben sie verwenden wollte. Ihre Entscheidung fiel auf Pastellkreiden,…