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Seerosenteich
Bald ist die Blütezeit der Seerosen für dieses Jahr endgültig vorüber. Viele Wochen und Monate schmückten sie die Kärntner Seen und Teiche und setzten weiß-rosa Akzente auf den tannengrünen bis türkisblauen Gewässern. „Einmal über den See bis zu den Seerosen!“, rief ich oft unseren Kindern im vergangenen Sommer (wie in den Sommern davor) zu. Mindestens genauso häufig musste ich über ihre gerümpften Nasen lachen, wenn sie beim Schwimmen mit den Beinen ihre langen, glitschigen Stiele berührten. Schon Anfang Mai beschlossen Linus (11) und ich, diesen schönen Anblick (der Seerosen; nicht der „Rumpfnasen“) zu konservieren und kleine Seerosenteiche aus Eierkartons zu basteln. Und selbstverständlich wollte auch der kleine Bruder mitbasteln. Die…
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STEIERMARK – Druck, Satz, Sieg
Den Geruch von Büchern und frisch gebrühtem Kaffee assoziiere ich mit gemütlichen Regentagen, erholsamen Reisen und dem immer wieder einmal ganz bewusst zelebrierten Sonntag im Bett. Je nachdem, welche Art von Duftnote das buchstabenschwangere Papier beim Umblättern geradewegs in meine Nase entsendet, ist dieses Odeur in der Lage, Erinnerungen an Vergangenes hervorzuholen oder meine Vorstellungen über noch Unbekanntes anzuregen. Rinde, Gräser, Zitronensäure, Vanille, Erde oder Russ, jedes Bucharoma hat seinen besonderen Reiz und passt zu einer speziellen Stimmung. Möglicherweise gehöre ich auch aus diesem Grund zu den Büchersammlern, die nichts mehr lieben, als aus einer großen Auswahl schöner Bände just jenes herauszuziehen, das mit dem jeweiligen Moment harmoniert. Meine Leidenschaft…
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STEIERMARK – Die Kraft des Wassers
Die mediale Diskussion darüber, welche Stromgewinnungsvariante aus dem Pool der „erneuerbaren Energien“ einer anderen für den „unausweichlich erforderlichen Ausbau“ vorzuziehen ist, ist in meinen Augen müßig. Vielmehr könnte man die Zeit dafür verwenden, Überlegungen anzustellen, wie der Stromverbrauch wieder reduziert werden kann, genauso wie es meines Erachtens insgesamt lohnenswert ist, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Seit dem Jahr 1990 ist der Pro-Kopf-Stromverbrauch im Haushalt um über 60 % gestiegen. Den größten Anteil daran haben einerseits Heizungssysteme sowie andererseits Kühl- und Gefrierschränke, gefolgt von Beleuchtung und Warmwasseraufbereitung. Die Kärntner Wasserkraftwerke produzierten 2023 rund 5 TWh Strom und somit mehr als fünf Mal so viel, wie die Kärntner Haushalte verbrauchen (250.000 Haushalte…
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Langhalshühner
Ich erinnere mich an eine kurze Anekdote, so geschehen im Foyer eines städtischen Kindergartens vor über zehn Jahren: Es war Mittag. Reges Treiben herrschte gerade. Viele Kinder wurden von ihren Müttern, Vätern, Omas oder Freunden abgeholt, während andere noch keinerlei Anstalten machten, sich für den Heimweg fertig zu machen. Ein kleines Mädchen, das offenbar länger blieb, brachte der Gruppenleiterin ein ausgemaltes Bild in die Garderobe, steckte es ihr fröhlich unter die Nase und rief: „Fertig!“. „Du hast aber leider die Wiese falsch angemalt. Das Gras darf nicht blau, sondern muss grün sein“, meinte die Kindergärtnerin ernsten Blickes und gab ihr das Bild zurück. Ich habe die Szene damals nicht weiterverfolgt,…
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STEIERMARK – Flaschenhals
Exkursionen und Bildungsreisen für Kinder und Erwachsene zu planen und zu organisieren, bereitet mir unglaublich viel Spaß. Nur in den seltensten Fällen kommt es vor, dass die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllt werden. Über die Ursachen kann man spekulieren. Mangelhafte Kommunikation im Vorfeld oder fehlende schriftliche Fixierung der mündlich vereinbarten Eckpunkte mögen aber ihren Anteil daran haben. Insofern darf ich mich durchaus selbst an der Nase fassen, wenn es mal nicht ganz so ideal läuft. Der Besuch des Glasmuseums in Bärnbach mit Kärntner Kindern im häuslichen Unterricht war vor allem deshalb geplant, um die für die meisten doch recht weite Anreise in die Steiermark lohnenswerter zu machen. Kernthema unserer…
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Auf uns’rer Wiese gehet was …
Die Flutung der Tiebelmündung im Bleistätter Moor östlich des Ossiacher Sees im Zeitraum 2016 – 2018 ist in meinen Augen eines der wertvollsten Projekte zur Wahrung und Verbesserung der Biodiversität in Kärnten seit der Jahrtausendwende. Das Moorgebiet war seinerzeit mit einer Ausdehnung von 600 ha das größte Kärntens. Kurz vor dem 2. Weltkrieg hatte man damit begonnen, das Gebiet zu entwässern und intensiv landwirtschaftlich zu nutzen, was in einer Verschlechterung der Wasserqualität im See und zu einem Rückgang der Artenvielfalt von Fauna und Flora resultierte. Das heutige Europaschutzgebiet mit seinen Flachwasserbereichen und Feuchtflächen ist rund 75 ha groß und wurde erfreulicherweise auch für den sanften Tourismus erschlossen, wodurch die allgemeine…
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Hühner-Konvoi
Irgendwie stand Ostern heuer bei uns ganz im Zeichen der Hühner. Ich nehme an, dass das mit dem Ausbrüten unserer „eigenen“ Küken zu tun hat. Vergessen waren Osterhase und Osterlamm. Das Federvieh hatte eindeutig die Nase den Schnabel vorn und war auch zweifelloser Favorit in Bastel- und Malangelegenheiten unserer beiden Jüngsten. Inspiriert von Arbeiten der „La maestra valentina“ – einer bloggenden Kindergärtnerin aus Genua – hatte Linus (11) sich entschieden, einen Hühner-Konvoi zu basteln. Das Material kramte er sich aus unserem Fundus zusammen. Dabei stolperte er unter anderem über Reste sonnengelber Wellpappe, die er gleich zwischen anderen Papieren hervorzog. „Das werden die Küken, Mama!“, meinte er inbrünstig. Um gleichmäßige Formen…
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In einem Garten in Ferney …
„Ma très chère amie, je me promène dans mon jardin de Ferney, où les fleurs du printemps commencent à montrer leur éclat. Les muguets, avec leur humble douceur, me font oublier les querelles des hommes et les vanités de Paris. Ces petites clochettes blanches ont plus de philosophie que nos docteurs, car elles se contentent d’être et de parfumer l’air.“ „Meine sehr liebe Freundin, ich spaziere durch meinen Garten in Ferney, wo die Frühlingsblumen beginnen, ihre Pracht zu zeigen. Die Maiglöckchen, mit ihrer bescheidenen Sanftheit, lassen mich die Streitereien der Menschen und die Oberflächlichkeiten von Paris vergessen. In diesen kleinen weißen Glöckchen steckt mehr Philosophie als in unseren Gelehrten, denn…
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Pipalan
„Beharrlichkeit, Arbeitsfreude, Freiheitsliebe zeichnen den Kärntner aus, behäbig und traulich ist sein Wesen, seine Sprache – er liebt die Verkleinerungsformen über alles; zärtlich und treuherzig, wie man zu seinem Schatz, zu seinem Kind zu sprechen pflegt, spricht er im behaglichen Redefluss, diesen noch verlangsamend, sinnlicher machend durch eine Unmenge von kleinen Füllwörtern…“ (Peter Rosegger, „Der Kärntner“, 1879) „Kinda, wollt’s ane Pipalan ausbruatn?“, fragte ich in den Raum, als unsere liebe Bekannte Anita angeboten hatte, ihren Brüter samt befruchteten Eiern zur Verfügung zu stellen. „Oba mia miass’n se wieda z’ruckbringan, wenn se g’schlupft san.“ Je älter unsere Kinder werden, umso stärker erkennt man ihre Vorbilder im Außen. Unsere Teenager zieht es…
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Das Brot der Pfahlbauer
Kennt ihr, meine geschätzten Leser, die UNESCO-Welterbestätte am Keutschacher See? Sichtbar ist sie heute nur für jene, die gut Luft anhalten können und namentlich über eine Ausnahmegenehmigung für die Tauchverbotszone verfügen, denn sie befindet sich geschützt unter Wasser auf einer Untiefe des Sees, die vor etwa 6.000 Jahren eine Insel gewesen sein dürfte. Entdeckt wurde sie vor über 160 Jahren: eine jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlung. In Linus‘ approbiertem Sachunterrichtsbuch geht man mit diesem verborgenen Schatz Kärntens eher stiefmütterlich um: ein einzelner Satz inklusive Falschinformation (das Alter der Siedlung wurde falsch angegeben) neben einem einzelnen Bild. Wie hoch stehen die Chancen, dass sich ein zehn- oder elfjähriges Kind nachhaltig DARAN erinnert? Linus (11)…




























