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ITALIEN – Laghi di Fusine (Weißenfelser Seen)
Mit seinen Wetterkapriolen macht der April heuer seinem Namen alle Ehre. Regen, Schnee und Sonnenschein reichen sich oft innerhalb von Stunden die Hand. Für unseren geplanten Ausflug knapp über die italienische Grenze hatten wir uns einen zwar bedeckten, ansonsten aber stabilen Frühlingstag ausgesucht. Das kleine Städtchen Tarvis im Kanaltal des nördlichen Friaul ist von unserem Zuhause aus in einer knappen halben Stunde Autofahrt erreichbar. In der Nähe liegt die kleine Ortschaft Fusine di Valromana. Am Fuße der Nordseite des imposanten 2.679 m hohen Mangart liegen die idyllischen Weißenfelser Seen, gespeist vom Wasser, das durch die Gesteinsschichten des Berges hindurchfließt. Die schneebedeckten Hänge des vierthöchsten Berges der Julischen Alpen spiegelten sich…
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ITALIEN/TOSKANA – LeoNERDo da Vinci
Mit dem heutigen Tag ist der Herbst endgültig in Österreich angekommen. Frischer Herbstwind mischt sich mit kalten Regentropfen, die Luft riecht nach feuchter Erde und das dumpfe Licht lässt einen seltsam müde werden. Perfektes Wetter also, um euch noch den letzten Bericht unserer Toskana-Rundreise nachzuliefern, bevor die Erinnerung daran allzu sehr verblasst. Während riesige Touristenmassen nach Florenz pilgern, um möglichst innert drei Stunden einem Reiseleiter mit Regenbogenschirm folgend die Uffizien, den Palazzo Vecchio, den Dom und zwanzig weitere Sehenswürdigkeiten abzuklappern, die obligaten Bilder an den vorgesehenen „Foto-Points“ zu schießen und anschließend Wienerschnitzel in einer typisch mediterranen Trattoria zu essen, liegt das kleine Dörfchen Vinci fast vergessen inmitten der hügeligen Landschaft.…
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ITALIEN/TOSKANA – Was lang‘ sich neigt, wird endlich gut …
Eigentlich war an diesem vorletzten Tag in der Toskana etwas ganz Anderes geplant. „Mama, samma då nit gånz in da Nähe von Pisa?“ … „Pisa? Is dås durt, wo da Schiefe Turm von Pisa steht? Maaah, då wüll i a amål hin!“ … Dass mein Mann und ich unsere ursprüngliche Ausflugsidee dann einfach verwarfen und kurzerhand die Route änderten, sollte erst einmal unser Eltern-Geheimnis bleiben. Bekanntermaßen sind Überraschungen die Würze des Lebens. Schon beim ersten Ortsschild, auf dem in großen Lettern „P I S A“ prangte, wurden Maja (13) und Linus (9) aufmerksam. Spätestens als das weltberühmte Wahrzeichen der Stadt bei der Vorbeifahrt einmal kurz hinter der geschichtsträchtigen Wehrmauer hervorblitzte,…
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ITALIEN/TOSKANA – Cala Violina
Der karge, wildromantische Küstenstreifen im Süden der Toskana ist im September besonders reizvoll. Wenn die Farbe der Früchte der knorrigen Olivenbäume – die Äste von deren Gewicht schon schwer zu Boden geneigt – langsam von grün zu violett wechselt, wenn die Zeit der Weinlese gekommen, wenn die Luft schon kühler, aber das Meerwasser noch warm ist, wenn die Touristenmassen wieder an ihren Schreibtischen und ihre Kinder an den Schulbänken hocken, gehört die Maremma wieder den Italienern. Das Tempo ändert sich – sowohl in der Arbeit als auch in der Sprache -, als hätte man es mit wechselwarmen Amphibien zu tun, die sich an die Umgebungstemperatur anpassen. Für uns würde in…
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ITALIEN/TOSKANA – Seemann, deine Heimat ist das Meer
Als wir Monte Argentario verließen, war mein Mann beinahe wieder vollständig gesund, unsere Tochter spürte aber ihrerseits die Erkältung heranrollen. Wir stellten uns mental auf eine Triefnasen- und Kratzhustenurlaubswoche ein, ließen uns aber die Stimmung durch nichts trüben. Was soll’s? Alle unsere Unterkünfte hatten Erholungspotential. Wir würden uns einfach in zwei Gruppen – Kurgäste und Tourgäste – aufteilen und flexibel bleiben. Die nächste Station legten wir in Castiglione della Pescaia ein. Zu Zeiten der Etrusker noch ein großer Salzsee (Catull und Cicero erwähnten ihn als „Lacus Prelius“) entstand unter der Herrschaft der Pisaner zuallererst die Festung, das heutige Wahrzeichen der Stadt, dies aber vor allem aus strategischem Interesse als Seemacht.…
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ITALIEN/TOSKANA – Hasta Le Viste
Auch am zweiten Tag auf der Halbinsel Monte Argentario im Süden der Toskana fiel mein Mann erkältungsbedingt aus. Zumindest ging es ihm aber schon wieder so gut, dass er sich mit einem erfrischend kühlen Getränk auf die gemütliche Terrasse unseres Appartments schleppen und seine Zeit dort auf einem bequemen Liegestuhl im Halbschatten vertrödeln konnte. Für die Kinder und mich bedeutete das vor allem eine andere Buchtauswahl. Meine Entscheidung war aus unterschiedlichen Gründen auf „Le Viste“ nahe der zweiten Hafenstadt der Halbinsel – Porto Ercole – und seiner imposanten Festungsanlagen gefallen. Unter anderem war das Vorhandensein irgendeiner Art von Parkplatz ausschlaggebend für meine Wahl. Selbstverständlich bedeutete das nicht, dass kein Fußmarsch…
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ITALIEN/TOSKANA – Italien liegt am Toten Meer
Das Festland mit einem netten Abend in der pittoresken Tuffstadt Pitigliano hinter uns lassend, nahmen wir Fahrt Richtung Tyrrhenisches Meer auf. Die Maremma, ein ehemals malariageplagtes, unbewohnbares Sumpfland im Süden der Toskana, sollte in der zweiten Reisewoche unser Ziel sein. In den letzten Jahrzehnten wich die Wildheit dieses Landstreifens mit ihren Stachelschweinen, Wildkatzen, den halbwilden Pferden, Rindern sowie ihren Hütern, den Butteri, mehr und mehr dem Fremdenverkehr. Vom Massentourismus ist man aber vielerorts gottlob noch weit entfernt. Unser nächste Unterkunft lag auf der Halbinsel Monte Argentario, nur unweit des Hafenstädtchens Porto Santo Stefano. Meinen Mann legten wir ins das gemütlichste Bett des Appartments und versorgten ihn mit heißem Tee und…
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ITALIEN/TOSKANA – Pitigliano bei Nacht
Unsere nächste Station machten wir in einer der für mich schönsten Städte der Toskana: Pitigliano. Schon bei unserem ersten Besuch der spektakulär auf einem 300 m hohen Tuffsteinfelsen gebauten, mittelalterlichen Stadt blieb mir das Herz vor Begeisterung beinahe stehen. Was nicht direkt aus dem vulkanischen Material geschlagen und geformt worden war, wurde aus Tuff-Ziegeln darauf gesetzt, sodass das Städtchen eine unwirkliche Homogenität ausstrahlt, so als ob jemand an einem kreativen Nachmittag eine riesige und detailreiche Sandburg errichtet hätte. Während wir vor zehn Jahren mit unseren zwei ältesten Kindern am Lago di Bolsena gecampt, ein Zelt im Sturm errichtet, Maja (als Kleinkind) vor einer Krebsattacke gerettet und „nur“ einen Tagesausflug nach…
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ITALIEN/TOSKANA – La città perduta
200 kg Weizen pro Jahr. Das war der durchschnittliche Mietpreis für eine Wohnhöhle in der mittelalterlichen Stadt Vitozza. In nur wenigen Tagen ließ sich eine solche Behausung aus dem weichen Tuffstein graben. Obwohl so manche Höhle bereits von den Etruskern besiedelt worden war, war das eigentliche Vitozza im Süden der Toskana vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts entstanden. Seine gut zu verteidigende Hügellage und der fruchtbare Boden der Region verhalfen der Höhlensiedlung zu ungeahnter Größe und Beliebtheit. In seiner Blütezeit lebten dort etwa 7.000 Menschen. Heute ist Vitozza Geschichte. „La città perduta“ – die untergegangene Stadt – wird seit dem Tod der letzten Bewohnerin Agostina „La Riccia“ Ende des 18. Jahrhunderts…
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ITALIEN/TOSKANA – Schlafende Vulkane beißen nicht
Unsere Tochter (13) hat seit jeher ein dezent angespanntes Verhältnis zu Vulkanen. Egal, ob aktiv oder erloschen: Ihr sind die feuerspeienden Steinriesen über die Maßen unheimlich. Dabei ist es ihr auch kein Trost, dass der ganze Planet einmal übersät von heißen Bergen war und es uns Menschen wohl ohne sie gar nicht gäbe. Das ungute Gefühl beschleicht sie automatisch, wenn sie sich in der Nähe eines Vulkans wähnt. Dass sich unsere nächste Unterkunft auf einem seit 180.000 Jahren erloschenen Vulkan befinden würde, wussten wir anfangs selbst gar nicht. Als wir es herausfanden, machten wir aus oben genannten Gründen auch erst einmal nicht viel Aufhebens darum. Sie würde es schon früh…