FreiGeist

Freie Bildung und häuslicher Unterricht in Österreich

  • FreiGeist

    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

    Maja (13) liebt es zu malen. Am allerliebsten packt sie seit Monaten ihre Aquarellfarben aus und lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Hie und da versuche ich sie zu ermuntern, auch einmal andere Techniken anzuwenden und auszuprobieren. Der Dezember stand daher ganz im Zeichen der „Rastermalerei“ und der „Perspektive“. Ich verrate offen und ehrlich gleich vorneweg, dass beides Frust und Lust verursachte, ersteres aber immer wieder durchaus Oberhand gewann. Über das „Rasterbild“ werde ich in einem eigenen Beitrag berichten. Heute soll es um die ersten Versuche unserer Tochter gehen, Perspektiven nicht nur nach dem Prinzip „Daumen mal Pi“ zu berücksichtigen, sondern zu wissen, was man tut. Nun kommt aber bei heranwachsenden…

  • FreiGeist

    Farbexplosion

    Der Winter glänzt heuer vor allem mit seiner Abwesenheit. Die Temperaturen sind viel zu mild und liegen in aller Regel weit über dem Gefrierpunkt. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern nieselt es nur allzu nass vom trüben Himmel. Dazu beginnt jedes Mal bei einem Familienmitglied eine Erkältung, wenn ein anderes sie gerade erfolgreich los geworden war. Perfekte Voraussetzungen also, um sich mit dicken Socken und einer dampfenden Tasse heißen Tees in eine Decke zu kuscheln und bunte Farben hervorzukramen. Linus (9) hatte Lust auf ein kreatives Feuerwerk, um dem tristen Wetter draußen zu trotzen und dem Alltag einen gehörigen Farbklecks zu verpassen. Gesagt, getan! Von den vielen Möglichkeiten, die Explosion…

  • FreiGeist

    Von Wackeltürmen und Rechensternen

    Sich das grundlegende mathematische Verständnis für das kleine Einmaleins spielerisch anzueignen, machte eigentlich allen unseren Kindern viel Spaß. Ob es für den Alltag europäischer Bürger zwingend erforderlich ist, die Aufgaben auch zu automatisieren und entsprechend schnell abrufen zu können, darf diskutiert werden. Allemal ist das rasche Lösen von Einmaleinsaufgaben für die meisten erwachsenen Zeitgenossen in Europa zumindest praktikabel, gewiss aber nicht essentiell. Man bedenke, dass beispielsweise die Warlpiri (ein Volk der australischen Aborigines) keine Zahlwörter außer „eins“, „zwei“, „wenige“ und „viele“ kennen und dennoch einfache Rechenaufgaben schätzend lösen können, ohne es gelernt zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2007 kam vor diesem Hintergrund zum Schluss, dass Menschen über ein…

  • FreiGeist

    Die Eisläuferin

    Es soll sie geben: Kärntner, die nicht Schifahren können. Ich zähle dazu und mache auch keinen Hehl daraus. Warum das so ist, lässt sich einfach erklären: Meine Eltern hatten in meiner Kindheit schlicht kein Geld für eine entsprechende Ausrüstung. Ich vermisste das Schifahren nicht. Mit einem Plastiksackerl unter dem Hinterteil jagten wir in „wahnsinniger Geschwindigkeit“ die Hügel der Umgebung hinunter. Und anschnallbare Doppelkufen waren für meine blutjungen und frisch nach Klagenfurt gezogenen Eltern nicht nur leist-, sondern dazu auch noch mehrere Jahre hindurch verwendbar. Der Wörther See war vor der Jahrtausendwende noch regelmäßig vollständig zugefroren (zuletzt war das im Jahr 2006 der Fall) und wir lebten nicht weit vom See…

  • FreiGeist

    Erst Einmaleins, dann Viermalvier, dann steht das Christkind vor der Tür.

    Mathematik ist überall. Dies unseren Kindern mitzugeben und ihren Fokus dahingehend zu schärfen, macht uns viel mehr Spaß als sie stupide vor den Schulbüchern abzusetzen, immer wieder rote und blaue Plättchen legen oder Malreihen ohne das zugrundliegende Operationsverständnis auswendig lernen zu lassen. Als ich kürzlich mit unseren beiden jüngsten Kindern durch die weihnachtlich geschmückte Villacher Altstadt spazierte, begaben wir uns ganz bewusst auf die Suche nach Malaufgaben. Schon die Absperrpfosten hielten eine passende Rechnung bereit. Den städtischen Eislaufplatz vor dem Rathaus hinter uns lassend, entdeckten wir eine Adventhütte, in der Weihrauch und Myrrhe feilgeboten wurden. „Schau mal, Linus! Da ist eine Malaufgabe versteckt, siehst du?“ „Mama! Komm‘ eine Hütte weiter!…

  • FreiGeist

    Das … ist … das … Haus … vom … Ni- … -ko- … -laus.

    Wer kennt nicht die zahlreichen Legenden, die sich um den Heiligen Nikolaus von Myra ranken? Güte, Barmherzigkeit, Großmut, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe prägen bis zum heutigen Tag das Bild des altehrwürdigen Bischofs. Und egal, welche Tradition in den einzelnen Familien gelebt wird – vom blitzblank geputzten Stiefel vor der Türe über den Hausbesuch des bärtigen Nikolaus samt Krampus bis hin zum reich gefüllten Nikolaussackerl am Kopfkissen eines sauber bezogenen Bettes -, eines haben alle Bräuche gemein: Den Kindern werden Nüsse und Mandarinen (und heutzutage meistens auch ein Nikolaus aus Schokolade) geschenkt. Als ich gestern beim Einkaufen von einem Mann mit Bart und einem kleinen Jungen an der Hand angesprochen und um…

  • FreiGeist

    Zeitung trifft Pop-Art

    Durch Majas Beschäftigung mit dem Thema „Journalistische Textsorten“ https://belinda.amplatz.today/freigeist/qualitaetsjournalismus/ wurden wir zu Besitzern eines recht beachtlichen Altpapierstapels. Die Aussicht auf kreative Verwertung von „Müll“ jeglicher Art löst bei unserer Tochter in aller Regel Begeisterungsstürme aus. Diese Mal sollte es ein Pop-Art-Projekt werden. Dass wir uns im Vorfeld ein wenig mit der Theorie beschäftigen, hat schon Tradition. Also betrachteten wir vor allem die Werke der wohl berühmtesten Pop-Art-Künstler Andy Warhol und Roy Lichtenstein und setzten sie in den gesellschaftlich-politischen Kontext der 60er Jahre, in dem deren bekannteste Werke entstanden waren. Maja wählte für ihr Bild eine passende Vorlage und überlegte gründlich, welche Farben sie verwenden wollte. Ihre Entscheidung fiel auf Pastellkreiden,…

  • FreiBrief,  FreiGeist

    Qualitätsjournalismus

    Noch gibt es sie: unsere Printmedien. Krisengebeutelt klagen sie über sinkende Abonnentenzahlen und das Wegbrechen von Werbeanzeigen durch steigende Konkurrenz aus dem Onlinesegment. Warum sie diese komplexe Marktsituation nicht über eine Rückbesinnung zum ursprünglichen journalistischen Qualitätsanspruch auszugleichen versuchen, ist mir unerklärlich. Das Gegenteil passiert: Die Boulevardisierung der „seriösen“ Medien schreitet unaufhaltsam voran. Da fällt es auch nicht weiter auf, dass sowohl Korrektoren als auch Lektoren mittlerweile ganz offensichtlich zu den besonders bedrohten Arten zählen. Journalistische Textsorten in ihrer historischen Entwicklung und insbesondere aus der Perspektive des aktuellen Zeitzeugen zu betrachten, machte unserer Tochter Maja (13) und mir viel Spaß. Nachdem wir uns mit allerlei Begrifflichkeiten rund um Zeitungen auseinandergesetzt hatten,…

  • FreiBrief,  FreiGeist,  FreiGepäck

    So ein Weich erkennt man gleich

    Europa. Sinnbild des Guten. Repräsentant des modernen Westens. Der Kontinent der unbegrenzten Möglichkeiten. Geburtsstätte der Dichter und Denker. Nach Jahren der Entbehrung, des Mangels und des Verlusts in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts stiegen Handel und Industrie Europas – händchenhaltend mit Uncle Sam – in ungeahnte Höhen auf, erkannten die Zeichen der Zeit, weckten und deckten Bedarf und Bedürfnis. Produkte, für die es keine Nachfrage gab, wurden schlicht so in Szene gesetzt, dass der Konsument gar nicht anders konnte, als sie zu begehren – mit freundlicher Unterstützung der ambitionierten Marketingabteilung, die selbst „Daumen-Erweiterungen für immer größer werdende Smartphones“ und „Smart Waste Kitchen Composter“ zu vermarkten imstande ist. Zwischenzeitlich kommt…

  • FreiGeist,  FreiGepäck

    NIEDERÖSTERREICH – Koboldstein und Teufelsbett

    Nachdem wir als „Alpensprösslinge“ im Laufe der letzten Wochen bereits zwei andere Großlandschaften – das „Vorland im Südosten“ https://belinda.amplatz.today/freigepaeck/steiermark-auf-den-spuren-der-steirischen-vulkane/ und das „Wiener Becken“ https://belinda.amplatz.today/freigeist/niederoesterreich-geolehrpfad-bad-voeslau/ – in natura erkundet hatten, bildete die Exkursion in das „Granit- und Gneishochland“ den Abschluss unserer geologischen Erkundung Österreichs. Vorrangig bemühten wir uns, die Kinder dahingehend zu sensibilisieren, unterschiedliche naturräumliche Merkmale ihrer Heimat wahrzunehmen. Sollten diese Ausflüge auch noch geeignet gewesen sein, den Theorieanteil der Vorbereitungsarbeiten zur Externistenprüfung aus Geografie für Maja (13) zu verringern, so betrachten wir das als angenehmen Nebeneffekt. Und zweifellos waren all die Studienfahrten auch für uns Erwachsene informativ und lehrreich. Immerhin sagte schon Platon: „Es ist keine Schande, nichts zu wissen,…