• FreiGeist

    Meister Adebar

    Als wir am Ostersonntag die Weißstörche am Bleistätter Moor beobachten durften, erinnerte ich mich an ein flottes Kunstprojekt vom letzten Frühjahr, von dem ich euch noch gar nicht berichtet hatte. Vielleicht haben eure Kinder ja Lust, auch so ein Bild zu gestalten? Linus – damals zehn Jahre jung – begann damit, sein Zeichenblatt vollständig mit blauer Wachsmalkreide zu bemalen, … … und schnippelte daraufhin „Ziegelsteine“ aus dunkelrotem Tonpapier. Damit „mauerte“ er ein weiteres Blatt Papier versetzt zu, … … und schnitt einen Schornstein aus, der auf sein blau bemaltes Hintergrundblatt geklebt wurde. Das Storchennest gestaltete er mit Naturbast und sollte die Kinderstube zweier hungriger Jungstörche werden. Mithilfe eines Glases zeichnete…

  • FreiGeist

    Der Baum der Jugend

    Ihre weiße Rinde dient der Menschheit schon seit tausenden Jahren. Dünne Streifen davon sind selbst in feuchtem Zustand mehr als brauchbarer Zunder für ein wärmendes Feuer. Als vielseitiger Werkstoff für die Herstellung unterschiedlicher Gefäße, Schuhe oder Messerscheiden wird sie seit jeher von vielen Kulturen geschätzt. Das aus der Rinde gewonnene Pech macht jedem modernen Sekundenkleber Konkurrenz. Seit dem Mittelalter ist sie außerdem als Naturheil- und Verbandmittel bekannt. Man kann mit ihr Dächer eindecken und Bögen bespannen. Die Rede ist von der Rinde der Birke, dem Baum des Neuanfangs und der Jugendlichkeit. Wenn die Birkenblätter nach dem Winter in einem erfrischend hellen Grün zu sprießen beginnen und gleichzeitig das Licht fast…

  • FreiGeist,  FreiHand

    Geschickt gestickt (oder: „Nach Ostern ist vor Ostern“)

    Ich nehme ja an, dass neuerdings eine subtile Ankündigung der frühen Wechseljahre´diese gewisse Form von Demenz bewirkt, die meinen privaten Alltag kennzeichnet. Da werden in letzter Zeit Autoschlüssel verlegt, Geburtstage vergessen oder Kinder im Pyjama zum Ausflug mitgenommen. Zumindest kann da diese hochgradig intellektuell klingende (und vermutlich absolut unwissenschaftliche) Erklärung (Östrogenmangel im Hippocampus) praktischerweise als Ausrede herhalten, wie es zuvor eben das lange Stillen meiner Kinder tat. Das Eingeständnis primitiver Zerstreutheit hat so etwas … Vulgäres. Also lieber lassen. Seid euch einfach gewiss, dass es ganz bestimmt die Hormone waren, die mich in diesem Beitrag ein Oster-Werkstück unseres Drittgeborenen Ende Mai präsentieren lassen. Ich entführe euch infolgedessen kurzerhand noch einmal…

  • FreiGeist,  FreiGepäck

    WIEN – Zu Hause bei Daniel Düsentrieb

    Ausschlaggebend für unsere Bildungsreise nach Wien war ja ursprünglich das Theorie-Thema „Musicals“ in Majas Musikbuch. Zwar hätte es ganz gewiss keinen gesonderten Motivationsschub für Maja (13) und Linus (10) gebraucht, jedoch habe ich schlicht große Freude daran, den interessierten unter unseren Kindern ein dermaßen eindrückliches Erlebnis wenigstens einmal in ihrer Jugend zu ermöglichen. Ich selbst habe den „Tanz der Vampire“ nie vergessen. Blutjung und frisch verliebt hatten mein Mann und ich von meinen Eltern die Karten geschenkt bekommen und denken heute noch gern an die beeindruckende Vorstellung in den späten 90er Jahren. Um uns die Zeit bis zur Vorstellung von „Das Phantom der Oper“ zu vertreiben, hatten wir geplant, erstmals…

  • FreiGeist

    Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.

    Bedenkt man, dass die im Pazifik schwimmende Plastikinsel mittlerweile dreimal so groß sein soll wie Frankreich, muss man beschämt seine Augen senken. Welche Welt hinterlassen wir da bloß unseren Kindern? Wir bemühen uns seit mittlerweile drei Jahrzehnten, es zumindest ein klein wenig besser zu machen, ein Vorbild zu sein, ohne in eine moralische Hybris zu verfallen. In der Hoffnung, dass wenigstens unsere eigenen Kinder erkennen, dass uns ihr Heimatplanet zu keiner Zeit egal war, thematisieren wir immer wieder, warum wir Möbeln aus Massivholz, Kleidung aus Naturfasern, unverpackten Lebensmitteln und Getränken in Glasflaschen den Vorzug geben. Trotzdem gibt es noch immer viele Bereiche, in denen wir uns verbessern könnten, kämen uns…

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    Die Prinzessin auf der Erbse

    Immer wieder kramen unsere Sprösslinge meine verstaubten Grimm- und Andersen-Märchenbücher aus Kindertagen hervor und lassen sich daraus vorlesen. Manchmal wird aus den Lesestunden auch mehr. Je nach Alter und Verständnis der Kinder diskutieren wir dann über geschichtliche Hintergründe oder auch einfach nur über die Merkmale der Textgattung. Ich selbst fand „Sprachbetrachtung“ in der Schule wahnsinnig langweilig und bemühe mich daher umso mehr, die Begeisterung unserer Kinder dafür zu wecken. Linus (10) findet zum Beispiel dieses Legematerial von „HexeLotta“ total ansprechend, das gleich nach dem ersten Ausprobieren einen dauerhaften Platz auf unserem Kühlschrank bekam: Einen Lieblingsmärchen-Podestplatz belegt „Die Prinzessin auf der Erbse“. Kein Wunder also, dass Linus sofort Feuer und Flamme…

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    Die Zirkellehre der Zirkelbeere

    Linus (10) liebt Mathematik. Dabei zieht er die Geometrie der Arithmetik vor, vernachlässigt hie und da aber (absolut altersentsprechend) die Genauigkeit. Da verrückt dann schon einmal das Geodreieck oder wird eine Strecke nicht ganz so genau abgemessen wie eigentlich gefordert. Dass solche scheinbar vernachlässigbaren Schlampereien Auswirkungen auf mathematische Regelmäßigkeiten haben, die man nach meinem Dafürhalten durchaus mit Schönheit und Eleganz gleichsetzen kann, ist Kindern in der Theorie naturgemäß schwer begreiflich zu machen. In der Praxis eignen sich Zirkelmandalas wunderbar für das Sichtbarmachen von vermeintlich kleinen Ungenauigkeiten in der Konstruktion. Weil unser Junge überhaupt keine Erfahrung mit diesem Zeichengerät hatte, besprachen wir kurz einige grundlegende Dinge und klärten Begriffe wie „Radius“,…

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    Toskana-Lapbook

    Lapbooks sind für unsere Kinder ungebrochen eine großartige Möglichkeit, Erlebtes und Gelerntes auf ansprechende Art und Weise zu präsentieren. In der Volksschule bereite ich noch die meisten Bestandteile vor, sodass die Kinder – ihren Talenten entsprechend – diese vor allem ausschneiden, zusammenbasteln, bemalen und beschriften können. Je älter die Kinder dann werden, umso selbständiger sind sie in der Bearbeitung, sodass ich mit Maja (13) beispielsweise nur noch die Ergebnisse ihrer Recherchearbeit kritisch diskutiere oder hie und da helfe, ein wenig übergeordnete Struktur in ihre Arbeit zu bringen. Bei Linus‘ Toskana-Lapbook entschied natürlich sein individuelles Erleben unserer Reise weitestgehend über die Inhalte. Zuallererst packten wir gemeinsam einen Koffer. Dabei wählte er…

  • FreiGeist,  FreiHand

    Gebrannter Staub

    Mit Ton zu arbeiten bedeutet allem voran, in die Fußstapfen unserer Urururahnen zu treten. Seit tausenden Jahren stellen Menschen überall auf der Erde Alltags- und Gebrauchsgegenstände, Schmuck und Dekoration aus diesem zu Staub verwitterten Gestein her. Die besondere Haptik des Rohstoffs macht Ton zu einem wahren Magneten für Jung und Alt. Kühl, glatt und geschmeidig fühlt er sich an. Wunderbar leicht lässt er sich formen, glätten, schneiden und bedrucken. Die zweite Jännerhälfte war der Töpferei gewidmet. Bereits im Herbst hatten wir mit Petra Fiedler von der Töpferwerkstatt „Albus“ in Wernberg Vorgespräche geführt und schlussendlich mehrere Workshops für frei(er) sich bildende Kinder in Kärnten geplant und organisiert und nun – nach…

  • FreiGeist

    Löwenpost

    Linus wurde vor wenigen Tagen tatsächlich unglaubliche zehn Jahre alt. Der erste zweistellige Geburtstag im Leben ist schon etwas ganz Besonderes. Und wenngleich auch beim Ü16-Teenager des Hauses der Wunsch nach einer organisierten Feier mehr und mehr in den Hintergrund tritt (Red Bull, Pizzaservice, Musik, Freunde zum Quatschen und Chillen und eine stabile Internetverbindung sind seiner Aussage nach mehr als ausreichend), lieben die jüngeren Geschwister ungebrochen ihre jeweilige Mottoparty. Dieses Mal – so der Wunsch des Geburtstagskindes – sollte es eine Löwenparty werden. Die Tage nach dem Jahreswechsel verbrachten wir also schnatternd und kritzelnd mit der Planung seiner Feier. Fest stand, dass er sich selbst um die kreative Gestaltung („Aber…