FreiGeist
Freie Bildung und häuslicher Unterricht in Österreich
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Tutanchamun aus 1001 Perlen
Zwar ist das Titelbild zu Majas Ägypten-Lapbook https://belinda.amplatz.today/freigeist/im-land-der-pharaonen/ schon seit einigen Wochen fertiggestellt, aber irgendwie schaffte ich es nicht, es euch eher zu präsentieren. Verzeiht, bitte! Der April macht wahrlich, was er will. Nicht nur hinsichtlich des Wetters. Aber wie heißt es so schön? „Was lange währt, wird endlich gut.“ Die Idee zum Titelbild kam Maja unvermittelt. „Kannst du mich zum Bastelgeschäft bringen, bitte?“, fragte sie mit einem herzzerreißenden Augenaufschlag, der jegliche mütterliche Widerrede verunmöglichte. „Ich würde gern Perlen kaufen. Schau mal!“ Die berühmte Totenmaske Tutanchamuns hatte sie da bereits auf schwarzes Tonpapier skizziert, zeigte es mir, blieb aber kryptisch, als ich sie fragte, was sie mit den Perlen vorhabe.…
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Marshmallow-Katapult – Physik in Aktion
Was das Verständnis für physikalische Vorgänge und ihre logischen Ableitungen betrifft, erfüllen wir als Familie (Familienmitglieder unter zehn Jahren ausgenommen) alle Geschlechterklischees, die irgendwann von irgendjemandem erdacht wurden. Das bedeutet nicht, dass wir Mädels kein Interesse an der angewandten Physik hätten. Immerhin half Maja meinem Mann kürzlich beim Räderwechsel, ein zutiefst physikalischer Vorgang mit durchaus praktischer Bedeutung. Während aber alle Männer im Haushalt mit einer Körpergröße von über 1,70 m überhaupt kein Problem damit haben, sich beispielsweise Kräfteaddition und -zerlegung im dreidimensionalen Raum vorstellen zu können, scheitern alle Frauen im Haushalt eben genau daran. Wir nehmen es mit Humor und lassen es uns gern erklären. Allerdings tendieren unsere Herren der…
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Im Land der Pharaonen
Nachdem wir im Februar die „Ägyptische Ausstellung“ des Kunsthistorischen Museums in Wien besucht hatten, war Majas (12) Interesse an Pharaonen und Hieroglyphen endgültig entfacht https://belinda.amplatz.today/freigeist/wien-kinderatelier-cheops-co-im-kunsthistorischen-museum/. War ihr früher so manches an dieser Hochkultur grausam und unheimlich vorgekommen, so tastete sie sich nun langsam vorwärts und ließ zu, dass ihre Scheu vor bestimmten Teilbereichen des Themenkomplexes „Altes Ägypten“ (zB „Mumifizierungen“) einer vorsichtigen Neugierde wich. Bei unseren Kindern entstehen regelmäßig aus einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit einer gewissen Materie Lapbooks. Durch die lose Nebeneinanderreihung kleiner Falthefte, Leporellos, Drehscheiben, Flipbooks usw. hat diese Präsentationsvariante den Vorteil, dass sie nach Belieben entweder bewusst klein gehalten oder riesig ausgeweitet werden kann – je nach Motivation des…
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Was fliegt denn da?
Ist es ein Privileg, wenn unsere eigenen Kinder den „Erfahrungs- und Lernbereich Natur“, der im Lehrplan der Volksschule („Sachunterricht“) enthalten ist, unmittelbar erleben und mit all ihren Sinnen wahrnehmen können? Türe auf und rein in die Landschaft! Oder ist es nicht vielmehr eine Benachteiligung jener, die einen guten Teil ihrer Kindheit in urbanen Schulgebäuden verbringen und bei denen Gänseblümchen nach Papier und Wachsmalkreide riechen? Von 1,14 Millionen Schülern in ganz Österreich leben 0,25 Millionen in Wien. Die Lebensrealität dieser Kinder bildet sich nicht in Wald und Wiesen, sondern in Architektur und Mobilität ab. Um in (Groß)Städten zurechtzukommen, ist es für diese Kinder essentieller, einschätzen zu können, wie schnell sich die…
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KÄRNTEN – Sternwarte Klagenfurt exklusiv
Wenn ich an die Astronomische Vereinigung Kärntens (AVK) denke, habe ich zuallererst Bilder von zahlreichen Stammtischen im Foyer des Planetariums im Kopf, an denen ich – lange, bevor ich Mutter wurde – regelmäßig teilgenommen hatte. Mit einem guten ED-Fernglas, drehbarer Sternkarte, Schlafsack und dampfendem Tee in der Thermoskanne ausgestattet, verbrachte ich überdies mehr als nur eine kalte, klare Winternacht mit der Beobachtung des Sternenhimmels. AVK-Mitglied bin ich nach wie vor, allerdings hat der Verein nichts mehr mit dem Planetarium zu tun, sondern betreibt ausschließlich die Sternwarte am Klagenfurter Kreuzbergl sowie jene auf der Gerlitzen. Die Stammtische haben sich in der Zwischenzeit ins Schweizerhaus verlagert. Und meine Pläne, einen Refraktor in…
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Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Der offizielle Lehrplan der Volksschulen in Österreich beginnt im ersten Teil mit wundervollen allgemeinen Bildungszielen, zu denen niemand wirklich „nein“ sagen kann, allen voran: „Ausgehend von den individuellen Voraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler, hat die Grundschule daher folgende Aufgabe zu erfüllen: Entfaltung und Förderung der Lernfreude, der Fähigkeiten, Interessen und Neigungen; …“ Das unterstreiche ich vollinhaltlich. Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, wenn ein möglicherweise nicht ganz so idealistischer Pädagoge auf sechsundzwanzig Kinder ganz unterschiedlicher Fähigkeiten und Interessen stößt, bleibt dabei aber im Unklaren. Mir gelingt es als Mama von vier Kindern ja nicht einmal, jeden Tag nur solche Mahlzeiten auf den Tisch zu stellen, bei denen…
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Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Vor einiger Zeit erzählte ich euch in einem anderen Beitrag https://belinda.amplatz.today/freigeist/blattrankenwolken/, wie schwer es manchmal für unseren 9jährigen Sohn ist, einfach aus Lust und Freude zu malen und zu zeichnen und nicht einem selbst auferlegten Perfektionismus – mit den Bildern seiner älteren Schwester als Vorbild – zu unterliegen. Meine Aufgabe sehe ich darin, ihn zu ermutigen, ohne Ziel an die Sache heranzugehen, einfach Spaß an Farbe, Material und Technik zu haben und vermeintliche Missgeschicke als Chance zu betrachten, dem jeweiligen Bild das gewisse Etwas zu verleihen. Leider sieht der Junge das in aller Regel anders. Abstrakte Kunst? Lieber etwas Konkretes, etwas Realistisches! Großartig! Ich kramte in unserem „Schulkammerl“ nach Büchern,…
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Mammut zum Frühstück
Majas Lapbook zum Thema „Altsteinzeit“ zeigte ich euch ja bereits gestern https://belinda.amplatz.today/freigeist/zwischen-feuer-und-eis/ Während an den Schulen in aller Regel nach wie vor antiquierte Fächerteilung im 50-Minuten-Takt stattfindet, fließt bei uns „Kunst“ resp. „Bildnerische Erziehung“ in den allermeisten Fällen in andere Projekte ein. Die Titelseiten unserer Lapbooks bieten sich dafür wundervoll an. Und auch dieses Mal war schnell eine Idee für eine besondere Gestaltung geboren – Mammut-Silhouetten in Spritztechnik. Die benötigten Materialien hat quasi jeder Haushalt mit Kindern vorrätig: Wasserfarben, Pinsel und Zeichenpapier. Dazu brauchten wir noch drei verschiedene Mammut-Ausdrucke, die es auszuschneiden galt. Beim Auflegen der drei Mammuts am Zeichenpapier stellte Maja (12) fest, dass es an manchen Stellen Steine…
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Zwischen Feuer und Eis …
Ihr erinnert euch vielleicht an meine kurze Reise mit den Kindern nach Kroatien im vergangenen Oktober? Wir besuchten unter anderem die kroatische Kleinstadt Krapina und sein Neandertal-Museum https://belinda.amplatz.today/freigeist/kroatien-krapinas-neandertaler/ Maja (12) beschäftigte sich nach unserer Rückkehr noch einige Wochen mit dem Thema „Altsteinzeit“. Das Resultat ihrer Arbeit war ein tolles Lapbook, dessen Vorstellung ich noch schuldig blieb. Zur Entstehung des Titelbildes gibt es morgen einen eigenen Beitrag. Bleibt gespannt! Die Lederbänder fand sie zufällig in unserer Kanzlei – ein Klient von uns, Inhaber einer kleinen Ledermanufaktur, schnürt mit solchen Bändern seine monatliche Belegsammlung, bevor er sie an uns übermittelt. Die Idee, sie auf diese Art und Weise weiterzuverwenden, fand ich großartig.…
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Blattrankenwolken
Linus (9) traut sich oft nicht zu zeichnen. Er fühlt sich unter Druck gesetzt, wenn er die Bilder seiner älteren Geschwister, vor allem Majas Bilder, sieht. Alles Zureden hilft nicht. Alle schlauen Sätze kluger Pädagogen und einfühlsamer Mütter prallen an ihm ab. „Ich kann aber nicht zeichnen“, behauptet er dann weiterhin stur. Dabei zeichnet er eigentlich richtig gern. Wenn er es denn einmal tut. Wenn ich einmal die seltene Gelegenheit habe, meine Zeit nicht durch fünf teilen zu müssen, sondern vielleicht nur durch zwei, ist es viel einfacher, eine Situation zu schaffen, in der der Junge sein Potential entfalten kann, ohne sich einem Konkurrenzdruck ausgesetzt fühlen zu müssen. „Hast du…