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    ITALIEN/TOSKANA – La città perduta

    200 kg Weizen pro Jahr. Das war der durchschnittliche Mietpreis für eine Wohnhöhle in der mittelalterlichen Stadt Vitozza. In nur wenigen Tagen ließ sich eine solche Behausung aus dem weichen Tuffstein graben. Obwohl so manche Höhle bereits von den Etruskern besiedelt worden war, war das eigentliche Vitozza im Süden der Toskana vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts entstanden. Seine gut zu verteidigende Hügellage und der fruchtbare Boden der Region verhalfen der Höhlensiedlung zu ungeahnter Größe und Beliebtheit. In seiner Blütezeit lebten dort etwa 7.000 Menschen. Heute ist Vitozza Geschichte. „La città perduta“ – die untergegangene Stadt – wird seit dem Tod der letzten Bewohnerin Agostina „La Riccia“ Ende des 18. Jahrhunderts…

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    ITALIEN/TOSKANA – Schnurrrrano

    Zu einer ordentlichen Reise in das Land der Etrusker gehört natürlich auch eine Fahrt durch das Val d’Orcia. Die Panoramastraße SP146 ist für jeden Liebhaber kitschiger Toskanaeindrücke Pflichtprogramm. Pech nur, wenn der Himmel wieder einmal wolkenverhangen ist und dabei nicht einmal sonderlich dramatisch daherkommt. Die Strecke von San Quirico d’Orcia über Pienza nach Montepulciano zeigte sich daher in einem trist-monotonen Farbgemisch aus Grün-, Grau- und Brauntönen ohne jegliche Schatten oder gar Lichteffekte. Umso fröhlicher ging es allerdings IM Auto zu. Ritter Rost hat für uns auf Urlaubsreisen schon Tradition. Die Kinder trällerten lautstark das Lied von der stinkenden Sandale des Gaius Julius Cäsar mit. Das tröstete auch die Hobbyfotografin an…

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    ITALIEN/TOSKANA – Schlafende Vulkane beißen nicht

    Unsere Tochter (13) hat seit jeher ein dezent angespanntes Verhältnis zu Vulkanen. Egal, ob aktiv oder erloschen: Ihr sind die feuerspeienden Steinriesen über die Maßen unheimlich. Dabei ist es ihr auch kein Trost, dass der ganze Planet einmal übersät von heißen Bergen war und es uns Menschen wohl ohne sie gar nicht gäbe. Das ungute Gefühl beschleicht sie automatisch, wenn sie sich in der Nähe eines Vulkans wähnt. Dass sich unsere nächste Unterkunft auf einem seit 180.000 Jahren erloschenen Vulkan befinden würde, wussten wir anfangs selbst gar nicht. Als wir es herausfanden, machten wir aus oben genannten Gründen auch erst einmal nicht viel Aufhebens darum. Sie würde es schon früh…

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    ITALIEN/TOSKANA – Exkaliburs Bruder

    Zurecht wird die Toskana als Wiege der Renaissance bezeichnet. Die detailreiche Neuinterpretation der römischen Antike vor dem Hintergrund eines klaren Regelwerks, was Proportionen oder Säulenanordnungen betraf, machten sich Meister wie Brunelleschi und Bramante zur Lebensaufgabe – mit Erfolg. Stilgerecht erheben sich majestätische Prunkbauten wie die Basilika di San Lorenzo in Florenz zum Glanzstück einer einzigartigen Zeit der Künste. Pienza wurde als „ideale Stadt der Renaissance“ sogar nach einem festen Plan errichtet, der dem strengen Reglement der Renaissance-Architektur vollumfänglich Rechnung trug. Umso überraschender mutet es an, mitten in Toskana auf ein gotisches Bauwerk zu treffen, das seinesgleichen sucht. Unter einer monoton weißen, hochliegenden Wolkendecke türmte sich die Abbazia San Galgano auf…

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    ITALIEN/TOSKANA – Im mittelalterlichen Manhattan der Toskana

    Wer an berühmt-protzige Skylines der Welt denkt, hat wohl kaum die Toskana im Sinn. Und dennoch – versetzt man sich ein paar hundert Jahre in die Vergangenheit zurück – gab es auch in Mittelitalien so manch einflussreiche und wohlhabende Familie, die ihrem Reichtum durch Höhe Ausdruck verleihen wollte. „Geschlechtertürme“ waren aber nicht nur Statussymbol, sondern hatten durchaus auch Wehrfunktion – in den oberen Stockwerken wurden Bögen, Pfeile, Armbrüste, Pech, Wasser und Vorräte für den Belagerungsfall vorrätig gehalten. Die meisten dieser Türme wurden in Italien um das Jahr 1200 herum gebaut. Die italienische Stadt mit den meisten noch in voller Höhe erhaltenen Türmen ist San Gimignano. Von den einst 72 Türmen…

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    ITALIEN/TOSKANA – SentierElsa

    Zehn Jahre ist unsere letzte Reise in die Toskana her. Damals war unser ältester Sohn so alt wie unser jüngster heute ist. Dieses Mal ist der Große erstmals nicht mit von der Partie. Er reiste am selben Tag wie wir mit seiner HTL-Klasse zur Schulsportwoche nach Rovinj (Kroatien) ab. Während er also an der kroatischen Adria „biken“, eine Delfin-Tour machen und am Pool abhängen wird, verbringen wir unsere Zeit in den malerischen Städtchen sowie der hügeligen Landschaft der Toskana und planen in der kommenden Woche, den späten Sommerausklang am Tyrrhenischen Meer zu genießen. Nachdem wir Florenz ganz bewusst umschifft hatten, fuhren wir ohne Eile die Panoramastraße „Chiantigiana“ (SR 222) entlang,…

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    STEIERMARK – Die Hexe der Riegersburg

    In der wolkenverhangenen Toskana zu sitzen und über die in der Herbstsonne erstrahlende Riegersburg in der Steiermark zu schreiben ist – gelinde gesagt – paradox. Und doch nutze ich gerade die entspannten Abendstunden unseres Anreisetages in die hügelige Landschaft des Chianti, um mich an den zweiten Tag der kurzen Mädels-Allein-Unterwegs-Bildungsreise von vor zwei Wochen zurückzuerinnern und euch daran teilhaben zu lassen. Vorgenommen hatten wir uns einen Ausflug auf die Riegersburg, welche hoch auf einem zwei Millionen Jahre alten Vulkankegel thront. Die Möglichkeit, mit dem Panoramalift nach oben zu gelangen, schlugen wir aus und bevorzugten es stattdessen, auf Schusters Rappen den Weg zur Burg zu erklimmen. Sieben Tore, elf Basteien und…

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    STEIERMARK – Schokolade macht glücklich

    Zwei Exklusivtage mit nur einem Kind bieten auch hinsichtlich der Unterkunftswahl erweiterte Optionen. Maja (13) und ich waren in einem „Baumhaus“ nahe Fürstenfeld untergebracht. Die lieblich kleine Hütte für zwei Personen befand sich dabei nicht in luftiger Höhe auf, sondern als Pfahlbau inmitten von Bäumen. Nach unserer Wanderung auf den Spuren der steirischen Vulkane https://belinda.amplatz.today/freigepaeck/steiermark-auf-den-spuren-der-steirischen-vulkane/ brachten wir unser Gepäck dorthin, erfrischten uns ein wenig und sahen uns in Ruhe um. Das Mittagessen hatten wir in weiser Voraussicht ausfallen lassen. Geplant war nämlich der für Touristen obligatorische Besuch in der Zotter Schokoladenfabrik. Ich war ganz froh darüber, die Tickets schon im Vorfeld reserviert zu haben. Obwohl wir die Schokoladenfabrik werktags besuchten,…

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    STEIERMARK – Auf den Spuren der steirischen Vulkane

    Lange habt ihr nichts mehr von uns gehört. Die Externistenprüfungen des letzten Schuljahres kosteten uns allen viel Kraft und Energie. Dank der politisch motivierten und initiierten Verschärfungen der letzten drei Jahre empfanden wir sie mehr als sonst als Belastung – gottlob mit Ablaufdatum. Nun sind sie geschafft und zwei weitere Zettel mit Altpapierwert und nichtsaussagenden Beurteilungen für die Obrigkeit lagern im dunklen Keller. Nach einigen Wochen der Ruhe und Entspannung kehren unterdessen schön langsam die Lebensgeister zu uns zurück. Bevor sich der Sommer endgültig zu Ende neigt und die meisten Festungen der steirischen Schlösserstraße in den winterlichen Dornröschenschlaf fallen, wollte ich mit Maja (13) noch einen kurzen, zweitägigen Ausflug in…

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    Gegensätze ziehen sich an

    Physik – Lieblingsnaturwissenschaft für Jungs und rotes Tuch für Mädchen. Die allermeisten Leser würden wohl vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenserfahrung bestätigen, dass Klischee und Evidenz in diesem Fall unbestritten nah beieinander liegen. Dies unterstreicht auch die Interessenstudie von Lore Hoffmann und Peter Häußler aus dem Jahr 1995, wonach 60 % der Jungen am Ende der Sekundarstufe das Fach „Physik“ mit „interessant“ oder sogar „sehr interessant“ bewerten – dreimal so viel als Mädchen https://www.pedocs.de/volltexte/2013/8124/pdf/UnterWiss_1995_2_Haeussler_Hoffmann_Physikunterricht.pdf Was jedoch kaum einer weiß: In Wahrheit bekunden Mädchen in der Sekundarstufe sehr wohl Interesse an zumindest ausgewählten Teilbereichen der Physik, die Jungs nicht minder interessieren. Vor allem „Akustik“, „Wärmelehre“ und „Optik“ stoßen auch auf weibliches…